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Trostberg: Bürger wehren sich gegen Mobilfunkstrahlung

Aus: Chiemgau Online, 20.12.2001

Trostberg/Lindach. Bei der Jahreshauptversammlung des Umweltschutzverbandes Alztal und der Bund Naturschutz-Ortsgruppe Trostberg im Gasthof Beilmaier in Lindach informierte Reinhold Schopf aus Pirach über das Thema Mobilfunk. Schopf ist selbst durch zwei auf dem Piracher Wasserturm installierte Mobilfunkanlagen der Firmen Mannesmann (seit 1994) und Viag-Intercom (seit Anfang diesen Jahres) betroffen.

Gemeinsam mit anderen Bewohnern hat Reinhold Schopf eine Bürgerinitiative gegründet und eine vor Ort durchgeführte Messung der Strahlenbelastung veranlasst, ?die die weitreichende Strahlenwirkung deutlich werden ließ?. Diese Messung sowie die seit 1996 massiv auftretenden gesundheitlichen Störungen in Pirach sind laut Schopf ?als deutliche Hinweise auf die negative Strahlenwirkung zu werten?, zumal auch aus anderen vergleichbaren Gebieten ähnliche Vorfälle bekannt seien. Alle bisherigen Anstrengungen der Piracher ? ein langjähriger Prozess gegen die erste Anlage bis vor das Bayerische Verwaltungsgericht sowie eine Unterschriftenaktion mit über 6000 Unterschriften, die dem Landrat übergeben wurden ? seien bisher erfolglos im Sande verlaufen. ?Auch die Stadt Traunreut als Besitzer des Wasserturms konnte bis heute nicht für die Belange der betroffenen Bürger gewonnen werden.? Gemeinsam mit momentan 21 weiteren Bürgerinitiativen im südostbayerischen Raum versuchen nun die Piracher auf die gesundheitliche Gefährdung durch Mobilfunkanlagen und die Nutzung von Handys aufmerksam zu machen.

Laut Reinhold Schopf gibt es weltweit die stolze Zahl von 60000 Studien zum Thema Mobilfunk. Zahlreiche würden auf eine mögliche gesundheitliche Gefährdung hinweisen, beispielsweise die bekannte Rinderstudie. ?Außerdem liegen bereits vergleichbare Erfahrungen aus der Vergangenheit vor, beispielsweise aus dem Einsatz und der Verwendung von Radaranlagen und Mikrowellen. Die Vergleichbarkeit wird jedoch von den Mobilfunkbetreibern bestritten.?

Zudem seien die Grenzwerte für den Betrieb von Mobilfunkanlagen im europäischen Ausland, in Italien, der Schweiz oder in Österreich um ein Vielfaches niedriger als bei uns, so Schopf. ?Eine von den Bürgerinitiativen geforderte Garantie für die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Mobilfunkanlagen wollten bisher weder Kommunen, Betreiber oder die Regulierungsbehörde der Telekom übernehmen, eine sicherlich kluge Entscheidung im Hinblick auf die deutlichen Warnungen der ârztekammer und ihre Hinweise auf eine zunehmende Tumorerkrankungsrate bei langjährigen Handybenutzern.? Reinhold Schopf geht auch davon aus, dass zukünftig weitere Standorte für Mobilfunkanlagen im Trostberger Raum notwendig sind.

In der Diskussion wurde die Frage laut, wie die Jugendlichen, die die größte Gruppe der Handybenutzer darstellen, vor der Strahlung geschützt werden können. Der Verein fordert hierzu eine verstärkte Aufklärung in den Schulen und eine klare Regelung zum Gebrauch von Handys an den Schulen. Auch sollten Autofahrer auf den Gebrauch von Mobilfunk verzichten, da sich die Strahlung im Inneren des Wagens nach dem Prinzip des Faradayschen Käfigs potenziere.

Weitere Forderungen der Bürgerinitiative sind, keine weiteren Mobilfunkanlagen zu errichten, solange deren Unbedenklichkeit nicht überzeugend nachgewiesen ist, die gültigen Grenzwerte erheblich zu senken und eine Genehmigungspflicht durch die Kommunen mit dem Recht der Ablehnung von geplanten Anlagen gesetzlich zu fixieren. Die Netzwerkbetreiber sollten für nachweisliche Strahlungsschäden haftbar gemacht werden können. ?Scheinbar wird jedoch das Recht auf Gesundheit wirtschaftlichen Interessen untergeordnet?, so Schopf.

Max Fröschl, Vorstand des seit 1980 existierenden Umweltschutzverbandes Alztal, machte deutlich, dass der Verein nach wie vor sehr aktiv ist. So unterstützt er beispielsweise die vereinigten Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk im südostbayerischen Raum oder die Initiative Bürger für den bestandsorientierten Ausbau der B 299. Außerdem ist der Verein in zahlreichen Agenda-Gruppen aktiv. Dadurch wirke der Schutzverband bei etlichen regionalen Umweltbelangen mit, wie der Umsetzung des Grünordnungsplanes im Gewerbegebiet Hagenau oder der Entwicklung eines vogelschützenden Glasdaches beim Kompetenzzentrum der Degussa Trostberg.

Der Tätigkeitsbericht des ablaufenden Jahres zeigte, dass die Vorstandschaft des Vereins regelmäßig im monatlichen Abstand zusammenkam, um den gesamten Schriftverkehr zu erledigen und Stellungnahmen zu anstehenden Themen auszuarbeiten. Öffentliche Veranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Mobilfunk, seien leider recht schwach besucht gewesen. Für das kommende Jahr soll sich das Vereinsengagement vor allem auf die Fortschreibung des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes konzentrieren. Weitere Schwerpunkte werden das Raumordnungsverfahren für die B 299 sowie die Linienbestimmung der neuen Trasse sein.

Der Kassenbericht für das vergangene Jahr machte deutlich, dass der Verein mit einem Vermögen von 11422 Mark zum 31. Dezember 2000 durchaus auf gesunden Füßen steht. Der Verein ist berechtigt, Spendenquittungen für finanzielle Zuwendungen, die dem Umweltschutz dienen, auszustellen. Max Fröschl hofft, dadurch im nächsten Jahr wieder zahlreiche Spender und Mitglieder gewinnen zu können und den Umweltschutzverband Alztal auch zukünftig als wichtigen und kompetenten Verein zum Wohle der Umwelt weiterführen zu können.

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