2 weitere Studien weisen schädliche Wirkungen von Handys nach: DNA-Strangbrüche, Mikrokerne, Streß
Quelle: Berliner Zeitung/Wissenschaft, 14.05.2003
Ins Erbgut gefunkt
Mobilfunkstrahlen haben im Labor das Genom menschlicher Stammzellen verändert
Tauber-Studie: Genschäden nachgewiesen, Zahl der DNA-Strangbrüche und Mikrokerne verdreifacht (1.800 MHz, SAR 1,3 W/kg, 24 h)
Maercker-Studie: Proteinsynthese
steigt, Streßreaktion auf Bestrahlung
(1.800 MHz, SAR 1,3 W/kg)
Erneut haben wissenschaftliche Studien die Schädlichkeit heutiger Mobilfunkstrahlung nachgewiesen. Die Ergebnisse der Studien stimmen mit vielen ähnlichen Untersuchungen (Lai/Singh, Mashevich, Carlo u.a.) überein.
Studie 1:
Rudolf Tauber vom Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie des Berliner Universitätsklinikums Benjamin Franklin und seine Kollegen untersuchten, ob hochfrequente elektromagnetische Felder das Erbgut menschlicher Stammzellen verändern und dadurch eine Tumorbildung initiieren.
Hierzu bestrahlten die Forscher die Zellen 24 Stunden lang mit 1,3 W/kg bei einer Frequenz von 1 800 MHz. "Die Zellen wiesen anschließend etwa dreimal so viele DNA-Strangbrüche auf wie normale Zellen", sagte Tauber. Auch die Zahl der Mikrokerne habe sich verdreifacht. Mikrokerne enthalten Chromosomenfragmente oder vollständige Chromosomen, die nach der Zellteilung nicht in einen der Tochterkerne integriert werden und so den Zellkernen verloren gehen.
Eine Beeinflussung des Zellwachstums und der Zellvitalität konnten die Forscher nicht feststellen. "Wir wissen aber nicht, welche Folgen die Strangbrüche und die Mikrokerne im intakten Gewebe haben", sagte Tauber. Zunächst will sein Team jedoch untersuchen, ob die Veränderungen in den Zellen reparabel sind und durch welche Mechanismen sie herbeigeführt werden.
Studie 2:
Christian Maercker vom Deutschen Ressourcenzentrum für Genomforschung in Heidelberg und seine Kollegen untersuchten, ob eine Bestrahlung menschlicher Stammzellen mit 1,3 W/kg bei einer Frequenz von 1 800 MHz einen Einfluss auf die Genaktivität der Zellen hat. "Unsere bisherigen Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass die Proteinsynthese in den Zellen ansteigt", sagte Maercker. Dies interpretiert er als eine Stressreaktion auf die Bestrahlung. Doch auch Maercker und seine Kollegen entdeckten keine Anzeichen dafür, dass die elektromagnetischen Strahlen die Zellen zum vermehrten Wachstum anregten.
Tauber und Maercker betonten, dass die Strahlenantwort der Zellen innerhalb des Organismus noch erforscht werden müsse. Genau dies tut derzeit ein Team um Clemens Dasenbrock vom Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover: Die Forscher haben im März 2000 ein Langzeitexperiment gestartet, bei dem die Krebs erregende Wirkung von Mobilfunkstrahlen an Ratten und Mäusen untersucht wird. Die Ergebnisse werden in zwei Jahren erwartet.
Stichwort Mikrokerne:
Mikrokerne: Kleine zusätzliche Zellkerne, die in gesunden Zellen sehr selten vorkommen und ein Indikator für schwere genetische Schäden sind, deren Folge eine Krebserkrankung sein kann.
Bei den Untersuchungen von Carlo zeigte sich, dass für Kinder besonders Sorge getragen werden muss, da die Strahlung bei Kindern tiefer in den Kopf eindringt als bei Erwachsenen. Die Genschäden, wie sie hier in Form von Mikrokernen gefunden wurden, träten bei noch wachsendem Hirngewebe häufiger auf.
Mikrokerne (Mikronuklei) wurden auch bei bei Radararbeitern gefunden (Garaj-Vrhovac und Kollegen, 1990) sowie bei Rindern, die Radarstrahlung ausgesetzt waren (Balode und Team).
Garaj-Vrhovac V, Horvat D and Koren Z (1990). Comparison of chromosome aberration and micronucleus induction in human lymphocytes after occupational exposure to vinyl chloride monomer and microwave radiation. Periodicum Biologorium, 92, 411.
Balode Z (1996). Assessment of radio-frequency electromagnetic radiation by the micronucleus test in Bovine peripheral erythrocytes. Sci Total Environ, 180, 81.
Anmerkung der Elektrosmognews: Nach 24 Stunden bilden sich natürlich noch keine Krebszellen, das ist ein längerer Vorgang, der meist Jahre dauert, bei Kindern auch weniger. Die zum wiederholten Male nachgewiesenen Genschäden und vermehrt aufgetretene Mikrokerne geben jedoch Anlaß zu größter Sorge. Lai/Singh, Mashevich, Carlo und viele andere haben bei ihren Untersuchungen ähnliche Ergebnisse gefunden.