Jetzt amtlich: Bundesregierung plant epidemiologische Studien im Umfeld von Mobilfunksendern
Quellen: 1. Schreiben der SPD-Bundestagsfraktion an die Elektrosmognews, 2. Schreiben des Umweltministers Jürgen Trittin an Bundestagsabgeordnete Aigner vom 11.9.2002
Der Umweltminister Jürgen Trittin hat in einem Schreiben an die Abgeordnete Ilse Aigner nun definitiv bestätigt, dass die Bundesregierung epidemiologische Studien im Umfeld von Mobilfunksendern plant. Bereits kurz zuvor hatte die SPD-Bundestagsfraktion in einem Schreiben an die Elektrosmognews ebenfalls bestätigt, dass die SPD epidemiologische Studien bei Menschen und Nutztieren im Umfeld von Mobilfunksendern unterstützt.
Bei epidemiologischen Studien werden Häufungen von Krankheiten oder Symptomen statistisch erfasst, in Verbindung mit einem vermuteten schädlichen Umwelteinfluss, der für die Betroffenen gleichzeitig vorliegt. Durch Erfassung der Beschwerden und Erkrankungen, kombiniert mit einer Messung der Belastung und Berücksichtigung weiterer möglicher Einflüsse kann man wahrscheinliche Wirkungen bestimmter Umwelteinflüsse in Zahlen erfassen und auf eine Risikoerhöhung für bestimmte Krankheiten und Personengruppen schließen.
Bis zum Jahr 2006 plant und fördert die Bundesregierung eine Reihe von Studien zur Wirkung von Mobilfunkfeldern auf die Gesundheit von Menschen und Tieren. Konkret sind dies:
- Querschnittsstudie zur Erfassung
und Bewertung möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch
die Felder von Mobilfunkbasisstationen (Mobilfunkantennen)
- Bestimmung der Exposition der
Personengruppen, die im Rahmen des Projektes "Querschnittsstudie zur Erfassung
und Bewertung möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch
die Felder von Mobilfunkbasisstationen" untersucht werden
- Entwicklung von Mess- und Berechnungsverfahren,
die es ermöglichen, die Exposition der Bevölkerung durch elektromagnetische
Felder in der Umgebung von Funksendeanlagen zu ermitteln. Die Verfahren
sollen zur Überprüfung von Grenzwerten geeignet sein.
- Untersuchung von Probanden unter
Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern von Mobiltelefonen
- Ermittlung der Befürchtungen
und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher
Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks -
jährliche Umfragen
- Machbarkeitsstudie für eine
Kohortenstudie: Die Kohortenstudie soll anhand hochexponierter (Berufs-)Gruppen
zur Erfassung eines möglicherweise erhöhten Krankheitsrisikos
durch die Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern durchgeführt
werden
- Untersuchung zu Wirkungsmechanismen
an Zellen unter Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
der Mobilfunktechnologie. A: Demodulation/Kommunikation
- Untersuchung zu Wirkungsmechanismen
an Zellen unter Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
der Mobilfunktechnologie. B: Pinealdrüse
- Untersuchung zu Wirkungsmechanismen
an Zellen unter Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
der Mobilfunktechnologie. C: Funktionen
- Beeinflussung der spontanen Leukämierate
bei AKR-Mäusen durch niederfrequente Magnetfelder
- Bestimmung der Expositionsverteilung
von hochfrequenten Feldern im menschlichen Körper, unter Berücksichtigung
kleiner Strukturen und thermophysiologisch relevanter Parameter
- Risikokommunikation: Entwicklung
und Anwendung von Verfahren zur Kommunikation von Grundlagen und Zielen
des Strahlenschutzes im Bereich hochfrequenter elektromagnetischer Felder
- Untersuchung des Phänomens
"Elektrosensibilität" mittels einer epidemiologischen Studie an "elektrosensiblen"
Patienten einschließlich der Erfassung klinischer Parameter
- Durchführung einer Kohortenstudie
zum Krankheitsrisiko durch (berufliche) Exposition gegenüber elektromagnetischen
Hochfrequenzfeldern
- Bestimmung der SAR-Werte, die
während der alltäglichen Nutzung von Handys auftreten
- Bestimmung der Exposition bei
Verwendung kabelloser Übermittlungsverfahren in Haushalt und Büro
- In-Vivo-Experimente unter Exposition
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunkkommunikation.
A: Langzeituntersuchungen
- In-Vivo-Experimente unter Exposition
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunkkommunikation.
B: Kanzerogenese (Krebsbildung)
- In-Vivo-Experimente unter Exposition
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunkkommunikation.
C: Blut-Hirn-Schranke UMTS
- In-Vivo-Experimente unter Exposition
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunkkommunikation.
D: Veränderungen bei Rindern
- In-Vivo-Experimente unter Exposition
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunkkommunikation.
F: Sinnesphysiologie (Beeinflussung des Nervensystems)
- Forschungsprogramm Mobilfunk:
Fachgespräch zum Stand des Forschungsprogramms
Kommentar der Elektrosmognews: Beruhigend klingt diese große Zahl geplanter Untersuchungen für Anwohner von Mobilfunksendern/Handynutzer nicht gerade. Zumal die Schwerpunkte gerade bei den Punkten liegen, auf die von kritischen Wissenschaftlern seit langer Zeit immer wieder hingewiesen wurde, ohne dass es Konsequenzen gab. Diese Untersuchungen hätte man vor der flächendeckenden Einführung des Mobilfunks durchführen müssen und nicht erst Jahre danach. Ein großer Teil der Bevölkerung nimmt nun unfreiwillig an diesem hochriskanten Feldversuch teil. Aus rein wirtschaftlichen Gründen fand eine längst überfällige Grenzwertsenkung immer noch keine Mehrheit, obwohl Reduzierungen der Sendeleistungen, Erhöhungen der Höhenunterschiede und Beschränkung auf das Outdoor-Prinzip zu bedeutenden Senkungen der Strahlenbelastungen führen würden. Alternativ-Technologien müssen gefördert und schnell entwickelt werden. Sonst ist nicht auszuschliessen, dass es bald zu einem Supergau bei den Krankenkassen und im Wirtschaftssystem kommt. Davon werden dann alle betroffen sein, auch diejenigen, die heute glauben, sie ginge das alles nichts an.