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Duisburg: Mobilfunkbetreiber ignorieren sogenannte “freiwillige Selbstverpflichtung”

Quelle: Rheinische Post Online, 11.01.2002

Ein Mobilfunk-Sendemast sorgt für Unmut an der Haraldstraße / Viel Geld im Spiel

"Reiner Raubkapitalismus"

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(RP). "Es kann doch keiner ein Interesse daran Haben, dass unsere Kinder gekocht werden." Pfarrer Dieter Herberth wählt drastische Worte, um den Ärger der Anwohner an der Haraldstraße in Rheinhausen zu verdeutlichen, die sich mit ihren Sorgen an ihn gewandt haben. Im Oktober ist auf dem Haus Nr. 2 (dem umgebauten ehemaligen Luftschutzbunker) ein Mobilfunkmast aufgestellt worden. Seitdem fürchten die Leute um ihre Gesundheit, vor allem aber um die ihrer Kinder. In unmittelbarer Nähe des Antennen-Standorts befinden sich zwei Kindergärten, ein städtischer und einer der Christuskirchengemeinde. Und direkt neben dem Haus liegt ein großer Kinderspielplatz.
Noch ist die Antenne nicht ans Netz gegangen. Doch was, wenn es soweit kommt? Die Angst vor Elektro-Smog geht um. Immer wieder wird berichtet, dass die Strahlung gesundheitliche Schäden, zum Beispiel Tumore, hervorrufen kann. Und zu der Angst kommt eine Menge Wut: Keiner ist im Vorfeld über die Aufstellung informiert worden. Weder die Hausbesitzer noch der Antennen-Aufsteller - es soll sich um Vodafone handeln - haben dies offenbar für nötig gehalten.

Keine Baugenehmigung nötig

Was ein Unding sei, meint die Grünen-Politikerin Claudia Leiße: "Die Mobilfunk-Anbieter haben sich im Dezember verpflichtet, das Aufstellen von Masten rechtzeitig anzukündigen, damit Zeit für eventuelle Einsprüche bleibt." Zu der Vereinbarung mit der Bundesregierung gehörte auch die Verpflichtung, Sendemasten nicht in der Nähe von Kindergärten, Altenheimen oder Schulen zu errichten. "Das Beispiel Haraldstraße zeigt, dass sich die Mobilfunk-Anbieter nicht an die Vereinbarung halten", sagt auch der SPD-Bezirksvertreter Manfred Krossa.

Er ist von Beruf Elektroingenieur und warnt vor den möglichen Strahlungsgefahren: "Wir sollten nicht den gleichen Fehler begehen wie beim PCB. Das wurde vor 20 Jahre hochgelobt. Und jetzt wissen wir, dass es hoch giftig ist." Auf Initiative Krossas hat die SPD-Bezirksfraktion bereits im vergangenen Jahr einen Antrag vorgelegt, nach dem die Stadt einen Katasterkatalog erstellen sollte, damit festgestellt werden kann, wo sich Antennen befinden und wie viele es sind. Das sei bisher nur schwer festzustellen. Sind die Masten kleiner als zehn Meter, brauche man für die Aufstellung keine Baugenehmigung. Sie müsse lediglich beim Umweltamt und der Verwaltung gemeldet werden.

Für die Hausbesitzer sind die Antennen lukrativ: 400 bis 800 Euro pro Monat sollen sie von den Mobilfunk-Anbietern pro Sendemast bekommen. Und das zehn Jahre im Voraus, wie Krossa meint: "Das wird wohl gemacht, um eine Standort-Garantie zu haben." Eine zweite Antenne liege bereits auf dem Dach an der Haraldstraße 2, sagen die Anwohner. Und es gebe ja noch einige weitere Netzbetreiber...

Dezentrale Lösung wäre besser

"Eine dezentrale Lösung wäre unbedenklicher als die geballten Antennen- Standorte. Ein kleinerer Sender an jeder Straßenlaterne zum Beispiel", sagt Krossa. Doch er weiß: Das wäre wohl zu teuer. Nun erwägen die Anwohner der Haraldstraße, einen Bürgerantrag zu stellen. Sie fordern einen Kriterienkatalog, in dem die Stadt festlegt, an welchen Stellen keine Sendemasten aufgestellt werden dürfen. Und sie wollen mit der Gemeinde St. Dionysius in Mündelheim Kontakt aufnehmen, wo es ähnlichen Ärger wegen eines E-plus-Senders gibt (die RP berichtete). "Es geht nicht, dass man den Leuten so ein Ding einfach vor die Nase setzt, nach dem Motto: erst Fakten schaffen und dann sehen wir weiter", schimpft Pfarrer Herberth. "Das ist der reine Raubkapitalismus."

Von JOSEF POGORZALEK

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