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Verwirrung um mobilfunkfreundlichen unkritischen Artikel in der "Neuen Presse"

Quelle: Neue Presse Coburg, 02.07.2002, erschienen mit Quellenangabe "dpa", stammt lt. dpa jedoch nicht von dpa, sondern von ots (Fehler der "Neuen Presse", Coburg)

Der Pressesprecher der dpa Thomas Wedrich erklärt zu dem untenstehenden Artikel per e-mail: "Grundlage der Berichterstattung in einigen Medien zu diesem Thema ist eine Pressemitteilung, die auch unserer Redaktion zugegangen ist, jedoch nicht in die dpa-Berichterstattung aufgenommen wurde. Die Auszeichnung mit dem Kürzel dpa ist also falsch. Vielmehr liegt die redaktionelle Verantwortung für die Übernahme/Bearbeitung der Pressemitteilung in den Händen der Medien, in denen Sie den Bericht gefunden haben."

Viele Fragen bleiben dabei jedoch offen: 1. Warum trägt der Artikel das Kürzel dpa? 2. Wie gelangte der Artikel an die Medien? 3. Wieviele ähnliche Vorfälle haben sich bereits ereignet? 4. Warum finden sich z.B. in der "Neuen Presse", Coburg, in den letzten Monaten in der überregionalen Berichterstattung  nahezu ausschliesslich mobilfunkindustriefreundliche Artikel? 5. Warum werden auf der anderen Seite wichtige mobilfunkkritische fundierte Meldungen nicht veröffentlicht? (siehe: http://www.elektrosmognews.de/news/nra.htm).

So stand die Meldung in der Neuen Presse Coburg: (Komplettzitat):

"Handys in Kinderhand für Eltern kein Problem.

dpa/Hamburg. Die meisten Eltern befürworten ein Handy für ihre Kinder. Nach einer Umfrage des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages schätzen sie daran vor allem, dass ihr Nachwuchs ständig erreichbar ist. Außerdem gehöre ein Mobiltelefon zur heutigen Technikwelt dazu, argumentieren die Eltern. Inzwischen besitzen deshalb drei von vier Kindern und Jugendlichen ein eigenes Handy.

Für fast zwei Drittel der befragten Eltern ist es den Angaben zufolge kein Problem, dass ihr Nachwuchs bereits mit 14 Jahren ein Handy hat. Knapp ein Drittel ist der Meinung, das sei erst mit 16 sinnvoll. Und: Sie sind der Auffassung, dass ein Mobiltelefon heute zu unserer Technik-Welt einfach dazugehört. Nur acht Prozent der Eltern sagen entschieden Nein zum Mobiltelefon in Kinderhänden.

Dabei ist auch die Einstellung der Handybefürworter nicht unkritisch: Ein Viertel der Befragten hat Bedenken, dass ihre Kinder es verlernen, "richtig zu kommunizieren" und auch mal einen Brief zu schreiben.

Darüber hinaus spielt das Geld eine wichtige Rolle: Die Hälfte der Eltern setzt beim Handy für Kids auf Guthabenkarten. Ein Drittel wünscht sich spezielle Verträge für Jugendliche."

Kommentar der Elektrosmognews: Diese Meldung reiht sich in eine Reihe von mobilfunkfreundlichen "Informationen" ein, die in den letzten Monaten in der "Neuen Presse" Coburg erschienen sind. Der Informationsgehalt der Meldung ist gleich Null, das ist aber auch gar nicht wichtig, sondern es geht nur darum, mal wieder den falschen Eindruck zu vermitteln, Handys seien sicher. Wer sich schon einmal mit Umfragen beschäftigt hat, weiss, wie man mit der entsprechenden Fragestellung das gewünschte Ergebnis erzielt. Die Fragen werden so formuliert, dass der Befragte meist nur zwischen zwei möglichen Antworten wählen kann.

Das Kern-"Argument" dieser Meldung lautet: "Ein Mobiltelefon gehört heute zu unserer Technik-Welt einfach dazu". Dieses scheint der Industrie so wichtig und überzeugend zu sein, dass man es selbst in einer so kurzen Meldung gleich zweimal erwähnen muss. Wie erreicht man eine solche Aussage bei den Eltern? Ganz einfach: Man könnte sie zum Beispiel so fragen: "Denken Sie, dass Handys heute zu unserer modernen Technik-Welt einfach dazugehören, ja oder nein?" Da antwortet natürlich so gut wie jeder: "Ja!" In der Meldung wird daraus dann: "Eltern argumentieren, dass ein Mobiltelefon zur heutigen Technikwelt einfach dazugehöre." Obwohl die befragten Eltern überhaupt nicht argumentiert haben, sondern eine Antwort auf eine einfachste Frage gegeben haben, die ihnen noch dazu in den Mund gelegt wird.

Weiter: Was spielt es für eine Rolle, ob Eltern "meinen", ein Handy in Kinderhand wäre kein Problem? Es spielt keine Rolle, was jemand meint, sondern was der Stand der unabhängigen Wissenschaft ist. Und diese sagt immer konsistenter: DNA-Schäden, Durchlässigkeit der Bluthirn-Schranke steigt, Hirnstromveränderungen, Krebsförderung u.a. Das Bundesamt für Strahlenschutz, Kinderärzte und die Bundesärztekammer haben bereits mehrfach vor der Nutzung von Handys durch Kinder gewarnt.

Viele Medien tun offensichtlich alles, um dem Endverbraucher diese Informationen vorzuenthalten. Belege hierfür gibt es zur Genüge, seien es die vielen vorliegenden Studien, über die nicht berichtet wird, oder seien es die derzeit laufenden Gehirntumorprozesse gegen die amerikanische Mobilfunkindustrie, die in unseren Medien totgeschwiegen werden.

Um dem Ganzen die (unglaubwürdige) Krone aufzusetzen, läßt man dann noch den Eindruck erstehen, die einzigen Bedenken, die Eltern haben, sind die Kosten und das Verlernen normaler Kommunikationsfähigkeiten. Keine Silbe von gesundheitlichen Bedenken. Danach wird man die Eltern auch nicht gefragt haben. Lieber nicht, denn dann hätte man sicher eine Übereinstimmung mit der bundesweiten (repräsentativen!) Umfrage des Bundesamtes für Strahlenschutz erzielt, nach der bereits 35 % der Bevölkerung Angst vor den Risiken elektromagnetischer Felder von Sendeanlagen, Handys oder schnurlosen Festnetztelefonen haben. Separat nachgefragt und mit der Möglichkeit, Mehrfach-Antworten zu geben, bezogen 81 % der Besorgten die Befürchtungen auf das Handy, 57 % auf die Sendeanlagen und 37 % auf die schnurlosen Festnetztelefon (DECT).

Die Ergebnisse dieser repräsentativen Umfrage wurden übrigens NICHT über die Medien verbreitet.

Aus dem Leitfaden zur Politischen Bildung, Bayern, 1993:

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Funktion der Medien

Medien dienen der Information, Bildung und Unterhaltung des Bürgers; sie sollen aber zugleich die Auffassungen des Bürgers aufgreifen und an die politischen Entscheidungsträger übermitteln.

Für Politiker sind sie eine Quelle, der sie Informationen sowie zustimmende und ablehnende Reaktionen auf ihre Entscheidungen entnehmen können. Indem die Medien fragwürdige oder gar unzulässige Entscheidungen und Verhaltensweise von Politikern oder anderen Führungspersonen aufdecken, üben sie darüber hinaus eine wichtige Kontrollfunktion aus. Diese ist für eine funktionierende Demokratie unerläßlich. Diese Rolle in der Demokratie verlangt von den Medien aber zugleich Korrektheit und Fairness im Umgang mit Menschen und Informationen sowie Kommentierungen, die sich bei aller berechtigten Subjektivität des Urteils von vorsätzlicher Verunglimpfung freihalten. In einer freien Gesellschaft müssen sich auch die Medien der kritischen Prüfung und Wertung ihrer Arbeit stellen.

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Der Rundfunk sollte unabhängig sein vom Einfluss einer Regierung oder einer dominierenden Partei, aber auch von wirtschaftlich mächtigen Gruppen."

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Theorie und Praxis?

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