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Mobilfunkantennen: Wirbel um vermutete Bevorzugung der hessischen Eliteschule Hansenberg

Quellen: Rheingau Echo, 11.03., Leserbrief im Wiesbadener Kurier von Irene Engelmann, 22.03., Offener Brief von Andreas R. an die hessische Kulturministerin Karin Wolff vom 16.04.2003

Hessische Landesregierung will sich persönlich gegen Mobilfunksender bei Eliteschule Hansenberg einsetzen

Bürger beklagen ungleiche Behandlung und verweisen auf Gehirntumorfälle (bereits 2 Tote 2003) in nahegelegener Stadt Geisenheim

Sind wieder manche gleicher als die anderen?

Bürger im hessischen Geisenheim protestieren dagegen, dass sich die hessische Landesregierung gegen einen 100 Meter von der hessischen Eliteschule Hansenberg (Projekt für Hochbegabte) geplanten Mobilfunksendemast der Firma e-Plus einsetzen will. Sie fürchten, dass der Einfluß der Landesregierung der Hansenberg-Schule den Sender ersparen und ihnen einen weiteren bescheren wird. Sie beklagen allein in diesem Jahr 2 Gehirntumor-Tote in Geisenheim und vermuten als Ursache eine Ansammlung von Mobilfunkantennen auf einem Hochhaus.

Der Sprecher der Bürgerinitiative Kiedrich, Andreas R., hat in dieser Angelegenheit deshalb heute (16.4.2003) einen Offenen Brief an die hessische Kultusministerin Karin Wolff geschrieben, den wir hier wiedergeben möchten:

Offener Brief:

Hessisches Kultusministerium
Frau Karin Wolff
Luisenplatz 10

65185 Wiesbaden

Sehr geehrte Frau Wolff,

aus der Presse habe ich erfahren, dass Sie sich erfolgreich gegen die Errichtung einer Mobilfunk Basisstation in Johannisberg, in der Nähe der Eliteschule Hansenberg, eingesetzt haben.

Auch in meiner unmittelbaren Umgebung wurde erst vor kurzem auf sehr rücksichtslose Art und Weise eine Mobilfunk-Basisstation durch T-Mobile errichtet und trotz massiver Proteste der Kiedricher Bürger in Betrieb
genommen.

Mein 6 Monate alter Sohn könnte in der Zukunft ein potentieller Eliteschüler der Johannisberger Schule am Hansenberg werden. Deshalb appelliere ich an Sie, auch für uns eine Verlegung der Basisstation zu erwirken. Diese steht nur 60 Meter vom Schlafzimmer meines Sohnes entfernt.

Ich weiß natürlich, dass es hier nicht um die nach dem Grundgesetz festgeschriebene Gleichbehandlung aller Menschen geht, als vielmehr um eine Demonstration guten Willens zum Zwecke der Beruhigung von Querulanten und Spinnern.

Aufgrund effektiv verschwiegener und verharmloster Forschungsergebnisse (Beispiel: Salford, Universität Lund, Schweden) bin ich von einer Schädigung nicht nur überzeugt, ich bin bereits ein lebender Beweis existierender Schädigung, seitdem ich an Kopfschmerzen und Ohrgeräuschen zu leiden habe. Sicher wird sogar die Bundesregierung dies zur Kenntnis nehmen müssen, wenn ich denn im Rahmen der anstehenden epidemiologischen Studien nach meinem Befinden gefragt werden sollte.

Details zur Salford-Studie und sterbenden Neuronen aufgrund von Mobilfunk-Strahlung entnehmen Sie meiner Homepage http://www.rheingau-riesling.de/

Auf eine Standard-Beileidsbekundung von Ihnen mit Verweis auf die 26. BIMSCHV, wie sie vom Bundesamt für Strahlenschutz und anderen politischen Institutionen versendet werden, würde ich gerne verzichten. Ich habe
bereits verstanden, dass die Gesundheit meiner Familie in unserer Realität in Abhängigkeit von Klasse und Lobby weder Wert noch Schutz genießt.

Über eine persönlichen Brief und Ihre Hilfe würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Andreas R.

Zum gleichen Thema schrieb Irene Engelmann am 22.03. in einem Leserbrief an den Wiesbadener Kurier:

Mobilfunk: Zwei-Klassen Gesellschaft

"Und es gibt sie doch, die Zwei-Klassen-Gesellschaft. Es ist schon erstaunlich, wie sich ein Ministerium dafür einsetzt, dass in der Nähe der Eliteschule Hansenberg keine Mobilfunkanlage erichtet werden soll.

Den hochbegabten Schülern ist es nicht zuzumuten, dass gepulste Strahlung Schädigungen nach sich zieht. Ach wie arm sind da die Mitbürger im Kiedricher Klosterbergweg oder im Geisenheimer Pflänzer dran. Für sie macht sich kein Ministerium stark. Hier werden Fakten geschaffen, und der brave Bürger hat sich damit abzufinden. Aber auch
hier wohnen Kinder und Menschen, denen diese Strahlung schadet, doch sie haben keine Lobby. Was für ein Glück wäre es für die Bewohner in Kiedrichs Klosterbergweg gewesen, wenn ein hoher Ministerialbeamter oder Politiker sein Domizil hier hätte, denn dann wäre der Sendemast nie dort errichtet worden. Soviel zur Gleichheit vor dem Gesetz."

Das Rheingau-Echo schildert den Sachverhalt so:

Ministerium will Standort prüfen

Schutzgemeinschaft gegen neue Antennen im Wohngebiet

Rheingau. (mg) - Das hessische Kultusministerium will prüfen, inwieweit ein geplanter Sendemast von e-plus das Schulprojekt auf dem Hansenberg beeinträchtigt, so Pressesprecher Ralf Hörnig. Unklar sei bisher, ob man Schritte dagegen unternehme oder überhaupt unternehmen könne.

Das Rheingau Echo hatte darüber berichtet, daß die Aufstellung eines Mobilfunksendemastes im Abstand von etwa 100 Metern vom Schulgebäude in den Weinbergen beabsichtigt ist. Die Plazierung außerhalb von Wohngebieten war ganz im Sinne der Stadt Geisenheim und der Strahlenschutzgemeinschaft Rheingau, die insbesondere gegen die geballte Anhäufung von Antennen auf einem der Hochhäuser in der Geisenheimer Klausstraße protestierte.

Der Verein weist in einer Presseerklärung darauf hin, daß in diesem Jahr bereits wieder zwei Geisenheimer an den Folgen eines Hirntumors gestorben seien. Diese Erkrankung würde von Wissenschaftlern am stärksten in Zusammenhang mit der gepulsten Mobilfunkstrahlung gebracht.

Wenn das Kultusministerium nun mit dem eigenen Vorstoß gegen einen Sendemast auf dem Hansenberg Erfolg haben würde, könnte nach Ansicht der Strahlenschutzgemeinschaft die Mobilfunk-Problematik in den nächsten Wochen und Monaten in Geisenheim erneut akut werden.

Obwohl sonst kaum Möglichkeiten bestehen, einen Standort zu verhindern, fürchtet man in diesem Fall, daß die Interessen des Landes schwerer wiegen als die von "Normalbürgern", die sich mit einer Mobilfunkantenne neben ihrem Wohngebäude abfinden müssen.

Dies könnte zur Folge haben, so der Verein, daß man auf einen anderen Standort ausweicht. Und in diesem Fall könnte dann erneut "wieder der einfachste und für die Betreiber kostengünstigste Weg" gegangen und die Hochhäuser ins Visier genommen werden.

Die Strahlenschutzgemeinschaft Rheingau fordert, daß aufgrund der inzwischen zahlreichen Erkenntnisse wissenschaftlicher Untersuchungen über die Risiken und Nebenwirkungen der gepulsten Strahlung auf keinen Fall die Strahlenbelastung im Wohngebiet Pflänzer ansteigen dürfe, sondern nach Möglichkeit Standorte außerhalb der Wohnbebauung ausgewählt werden, insbesondere vor dem Hintergrund weiterer Installationen zahlreicher Sendemasten für die UMTS-Technik.

An den Magistrat appelliert der Verein deshalb und fordert ihn auf, dem Mobilfunk-Unternehmen klarzumachen, daß die Bürger im Pflänzer und die Kinder im städtischen Kindergarten das gleiche Recht auf den Schutz ihrer Gesundheit haben wie die Eliteschüler auf dem Hansenberg.

Kommentar der Elektrosmognews:

Im Prinzip handelt ja die hessische Landesregierung richtig, wenn sie sich gegen Mobilfunkantennen in der Nähe von Schulen einsetzt... Aber dann bitte überall! In der Nähe von allen Schulen, Kindergärten, Altenheimen, Wohngebieten und überhaupt allen Orten, an denen sich Menschen längere Zeit aufhalten! Nähe definieren wir als Orte, an denen die baubiologischen Richtwerte (0,1-1 Mikrowatt/Quadratmeter) überschritten werden.

Wann endlich führt die Bundesregierung die angekündigten epidemiologischen Studien durch, um ein sicheres Vorsorgelevel zu finden? Sie sind mehr als überfällig!

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