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Gößweinstein: Viele Krebsfälle in der Nähe von Sendeanlagen

Quelle: www.bayreuth.de/Kurier, 09.08.2002

Was strahlt da von der Burg?

Gößweinsteiner Bürger sorgen sich wegen möglicher Erkrankungen von Burganwohnern

GÖSSWEINSTEIN

Aus Sorge um die Gesundheit ihrer Mitbürger haben zwei Gößweinsteiner Räte beantragt, umgehend die Strahlungen zu messen, die von den zahlreichen auf der Burg angebrachten Antennen und Sendemasten ausgesendet werden. Es gäbe nämlich Anzeichen dafür, dass sich in Gößweinstein Krebserkrankungen und Todesfälle in den letzten Jahren erhöht hätten, so die Begründung.

Marktgemeinderat Reinhard Brendel von der neuen Gruppierung "Bürger vertreten Bürger" und der Fraktionsvorsitzende der CSU/Jugend und Frauen, Stefan Bogner, haben, alarmiert durch Burganwohner, jeweils unabhängig voneinander Anträge im Gemeinderat eingereicht, nach denen festgestellt werden soll, wie groß die Strahlenbelastung von der Burg für die Bevölkerung in Gößweinstein und Behringersmühle ist. Reinhard Brendel beantragte außerdem, den Gößweinsteiner Strahlenexperten Gerhard Niemann, der der zweite Vorsitzende des Münchner Vereins für Elektrosensible ist, vor dem Gemeinderat zu diesem Thema referieren zu lassen.

Wie Brendel unserer Zeitung dazu auf Anfrage mitteilte, sei es geradezu erschreckend, wie sich die Krebserkrankungen jeglicher Art im Einzugsbereich des Burgsendeturmes gehäuft hätten. Jedem in Gößweinstein und Behringersmühle seien Personen aus der Nachbarschaft, Bekanntschaft oder sogar in der Verwandtschaft bekannt, die von diesen Erkrankungen betroffen sind, sagt Brendel.

Eine private Aufzeichnung, die mit Sicherheit nicht alle Krebsfälle beinhalte, spreche von über 50 Krebserkrankungen in jüngster Zeit im Umfeld der Burg, die Dunkelziffer - so fürchtet Brendel - sei jedoch weitaus höher.

Die Liste mit den Krebsfällen wurde nun einem Gößweinsteiner Arzt vorgelegt, der dazu meinte, dass die Zahl der Krebserkrankungen ohne viel Überlegung nur in seiner Praxis um mindestens 50 Prozent höher sei, als es die private Aufzeichnung darstelle.

Ähnlich wie Brendel äußerte sich CSU-Fraktionschef Stefan Bogner in seinem Antrag an den Marktgemeiderat, ein Institut zu beauftragen, um die Strahlenwerte, die vom Burgturm ausgehen, messen zu lassen. In jüngster Zeit haben sich gerade im Umfeld der Burg schwere Krankheiten gehäuft, stellt Bogner fest, und seit den 80er Jahren werden vermehrt auch Krebserkrankungen, oft mit Todesfolge, beobachtet.

Eiligst fordert Bogner die Gemeinde auf, in dieser Sache tätig zu werden, dies auch im Interesse des Fremdenverkehrs, zumal Gößweinstein ein anerkannter Luftkurort ist. Nach Bogners Informationen befindet sich der Sendemast bereits seit 25 Jahren auf der Burg, doch welche Sender dort genau installiert sind, konnte auch er nicht beantworten.

Das Sammelsurium von Fernseh- und Mobilfunksendern auf der Gößweinsteiner Burg verunsichert die Anlieger. Sie machen auf zahlreiche Krebsfälle in der Umgebung aufmerksam.

Die Senderstrahlen sollen gemessen werden

KURIER-Reporter befragten die Bürger zum Thema Fernsehsender und Mobilfunkstrahler auf der Burg

GÖSSWEINSTEIN

Die Fernsehsender hängen bereits seit vielen Jahren am Turm der Gössweinsteiner Burg, ohne dass sich jemals ein Bürger daran störte. Verwundert reagieren einige Bürger jedoch auf die Mobilfunksender, die sich in den vergangen Jahren hoch über der Marktgemeinde vermehrt haben. Und zwar von vielen unbemerkt.

"Was hängt denn dort oben alles?" Diese Frage, die Sendetechnik auf dem Burgturm betreffend, konnte selbst Bürgermeister Georg Lang gestern Vormittag nicht genau beantworten, als sich die KURIER-Sommerreporter Kathrin Walther und Udo Bartsch mit ihm im Gästehaus zusammensetzten.

Am Dienstag hatte sich der Hauptausschuss auf Antrag von Gemeinderat Reinhard Brendel mit den Antennen befasst, nun soll die Strahlenstärke gemessen werden. Es gilt herauszufinden, ob die Sendeanlagen Gesundheitsschäden verursachen.

Vor dem Lidl-Markt

Das Thema bewegt die Gößweinsteiner, die meisten haben schon davon erfahren und schauen mittlerweile argwöhnisch zur Burg hinauf. Der überwiegende Teil der 15 Einkäufer, die die Sommerreporter gestern vor dem Lidl-Markt während der Mittagszeit befragten, vertraut darauf, dass von den Strahlern am Turm keine Gefahr ausgeht, weil die Grenzwerte eingehalten werden.

Einige wünschen sich allerdings, dass die Anlagen von einer anderen Stelle aus senden, wo sie auf keinen Fall gesundheitsschädlich sind. Marianne Meis, die sich wie einige andere der Umfrage stellte, antwortete auf die Frage, was mit den Anlagen geschehen sollte: "Woanders hin damit, wo sie nicht so gesundheitschädlich sind."
Wo ein neuer Standort für die Strahler liegen könnte, dass wusste auch Marianne Meis nicht, die sich an die Auseinandersetzung um den Leutzdorfer Sendemast gut erinnerte.

Ein junges Urlauberpaar aus Schöppingen im Münsterland reagierte recht gelassen auf das Problem, das viele Gößweinsteiner bewegt. "Ich finde die Sendeanlagen o. k. Ich habe selbst ein Handy und kann mir gar nicht vorstellen, dass es ohne gehen soll", antwortete Petra Epping. Überdie zahlreichen Krebsfälle hatten sie und ihr Mann bereits einiges erfahren, wiegelt aber ab: "Wir haben davon gehört, dass Krebs mit Mobilfunk in Verbindung gebracht wird, aber das ist längst nicht erwiesen", anwortete Petra Epping, die das Thema im übrigen ganz gelassen sieht. Es gebe andere Umwelteinflüsse, die ebenfalls Krebs erzeugen, so das Ehepaar.

Von den befragten Gößweinsteinern wünschten sich alle Klarheit über die Senderstrahlung. Sie befürworteten deshalb, dass in der nächsten Zeit Messungen stattfinden sollen. Warum sich niemand früher mit den Strahlern befasste, ist für alle eine unbeantwortete Frage.

Flächen verpachtet

Oben auf der Burg antwortete gestern der Sohn von Gilbert Freiherr von Sohlern auf die Fragen der Sommerreporter. "Der Baron", wie er im Ort genannt wird, verpachtet angeblich die Flächen auf dem Burgfried an Mobilfunkgesellschaften und kassiert dafür eine beträchtliche Summe Geld, wie es hieß.
Widerwillig äußerte sein Sohn Michael von Sohlern auf Anfrage, die Sendeanlagen entsprächen dem geltenden Recht, er mache sich deshalb keine Sorgen wegen möglicher Gesundheitsschäden bei den Bewohnern am Fuße seiner Burg.

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