Spanien 2002: Nur 20 % der Mobilfunkanlagen wurden in diesem Jahr bisher genehmigt
Quelle: El Pais, 22.07.2002
Mobilfunkbetreiber warnen vor Funklöchern, wenn nicht mehr Antennen errichtet werden
Die Verwaltungen haben in diesem Jahr erst 20 % der Anträge genehmigt
RAMÓN MUÑOZ | Madrid
Telefónica Móviles, Vodafone und Amena haben davor gewarnt, dass die administrativen Hürden für den Ausbau ihrer Funknetze Qualitätsverluste hervorrufen, die sich im Laufe des Sommers verstärken werden. Die Unternehmen sprechen von Funklöchern durch die Ankunft von Millionen von Touristen in Gebieten wie der Costa del Sol. Die von den Verwaltungen auferlegten Hindernisse haben dazu geführt, dass bis Juni nur 20 Prozent der Anträge für neue Antennen genehmigt wurden.
Mehr als 8 Millionen ausländische Touristen werden in diesem Jahr an den spanischen Küsten erwartet, zu denen noch der massive Zustrom aus dem Landesinneren dazukommt. So ist der Bedarf an Mobilfunkdiensten 2,5 Mal so hoch wie zu übrigen Zeit des Jahres. Um diesen Bedarf zu befriedigen, verstärken die Unternehmen ihr Antennen-Netz durch mobile Einheiten. Die Unternehmen sprechen davon, dass die Behinderungen durch die Verwaltungen bei der Installation der Antennen erste Probleme erzeugt hätten. Die "falsche Polemik" über die schädliche Wirkungen der Antennen hätte dazu geführt.
Zwischenfälle und verschlechterte Qualität hätten sich im gesamten Küstengebiet und an der Costa del Sol vervielfacht. Die Mobilfunkbetreiber warnen vor Funklöchern in Orten wie Benidorm, Marbella oder Cordoba, wenn den restriktiven Regelungen, die von den Verwaltungen vorbereitet werden, nicht Einhalt geboten werde.
Die Entscheidungen der Verwaltungen haben dazu geführt, dass in ganz Spanien bereits mehr als 2000 Antennen stillgelegt wurden. Die "Schikanierung" durch die Kommunen kann dazu führen, dass diese Zahl in einem Jahr auf 5000 steigt, so die Berechnung der drei Betreiber. Dies sind mehr als 15 % der vorhandenen Mobilfunkantennen.
Im Jahre 2000 installierten Amena, Telefónica Móviles und Vodafone durchschnittlich 80 % der geplanten Antennen. Im Jahre 2001 sank diese Zahl auf 45 %, und in der ersten Jahreshälfte 2002 konnten lediglich 20 % der benötigten Anlagen installiert werden. Auf der Grundlage der vorhandenen Kundenbasis (30 Millionen Nutzer) entspricht das schätzungsweise etwa 650 Antennen pro Betreiber und Jahr.
Die wachsenden Probleme bei der Installation der Antennen haben ihre Ursache in der Beunruhigung der Bevölkerung, die nach Krebsfällen ausgelöst wurde, die der Strahlung der Antennen zugeschrieben wurden. Der bedeutendste Fall war dabei die Schule García Quintana in Valladolid.
Dabei half es auch nichts, dass die Mobilfunkbetreiber einen Zertifizierungsplan für 23.000 Antennen verabschiedeten, bei dem eine Überprüfung ergeben hatte, dass die abgestrahlte Leistung der Antennen 1200 Mal niedriger war, als von den spanischen Gesetzen vorgeschrieben.
Aus Kreisen von Telefónica Móviles hieß es, dass heute in Spanien vier verschiedene Arten von Vorschriften existierten, wobei alle in sich unterschiedlich seien: Das sogenannten "Real Decreto" des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie (Grenzwerte nach ICNIRP-Empfehlung, Anm. des Übersetzers), Dekrete autonomer Gemeinschaften wie Castilla-La Mancha, Kastilien oder Katalonien; mehr als 440 kommunale Verordnungen und, seit kurzem, eine Musterverordnung des spanischen Verbandes der Kommunen und Provinzen, die von den Verwaltungen optional angenommen werden kann.
Die Betreiber beklagen sich außerdem über die paradoxe Situation, dass die Verwaltungen die Installation der erforderlichen Infrastruktur lähmten und fordern die Einführung einer neuen Mobil-Abgabe, welche die Steuer für wirtschaftliche Aktivitäten (IAE) ersetzen soll.
Die Situation ist beunruhigend, da zeitgleich das Netz für den neuen Multimedia-Mobilfunk UMTS aufgebaut werden muss. Die Betreiber, die aus der Versteigerung der Lizenzen für den Mobilfunk der dritten Generation (ermöglicht die Übertragung von Bildern und schnelles Internetsurfen) als Sieger hervorgingen, haben sich zu Investitionen von mehr als 16,296 Milliarden Euro in den nächsten 10 Jahren verpflichtet.