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Barrenstein: Bürger verhindern Mobilfunksender in Kirchturm

Quelle: Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 29.04.2002

Mobilfunk in St. Matthäus-Kirche: erfolgreiche Gegenwehr

Nichts außer Glockenläuten

Von Anja Pick

Das Thema Mobilfunk erhitzt die Gemüter: Nicht nur eine Kapellener Familie wehrte sich gegen die Aufstellung von Sendemasten. Die Barrensteiner haben ebenfalls ihr Votum abgegeben: In einer Unterschriftenaktion sprachen sich 118 Bürger gegen die Pläne von Kirchenvorstand und Pastor Jos Houben aus.

Nach ihren Vorstellungen sollten im Turm der St. Matthäuskirche eine Anlage installiert werden."Die Unterschriftenaktion hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Barrensteiner gegen eine Mobilfunksendeanlage im Kirchturm sind", sagt Kirchenvorstandsmitglied Leo Oehmen. "Wir müssen diese Entscheidung respektieren. Deswegen hat sich der Vorstand entschieden, die ganze Sache zu den Akten zu legen."

Der sechsköpfige Vorstand hatte sich im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, in der St. Matthäuskirche einen Sender der Firma T-Mobil einzurichten (die NGZ berichtete). Die Bürger sollten zu dem Thema gehört werden. In einem Gemeindebrief wurden die Barrensteiner von dem Vorhaben informiert. Heinz Vanderfuhr vom Kirchenvorstand hatte damals erklärt, dass man so vermeiden wolle, dass die Sache für böses Blut sorge.

Niemand solle bei so einem heiklen Thema übergangen werden. Angefangen hatte alles schon viel früher: Ende 2000 hatte der Mobilfunkbetreiber beim Kirchenvorstand angefragt, ob es möglich sei, eine Sendeanlage im Kirchturm zu installieren. Besonders aufwändig wäre die Errichtung nicht gewesen: Durch Holzklappen im Turm wäre der Sender hoch gezogen worden. Er wäre dann - von außen unsichtbar - im Innenraum des Turmes untergebracht worden. Zu möglichen gesundheitlichen Beschwerden wurden Expertenmeinungen eingeholt.

Der Kirchenvorstand entschied, dass durch diese relativ kleine Anlage mit einer Leistung von zehn Watt keine Gefahr für die Barrensteiner bestehe - nach seiner Meinung stand der gewerblichen Nutzung des Kirchturms nun nichts mehr im Wege. Die Barrensteiner machten dem Vorstand nun einen Strich durch die Rechnung: Fast die Hälfte der Dorfbewohner sagte per Unterschrift eindeutig "Nein" zum Mobilfunk im Kirchturm der Kirche St. Matthäus. Probleme, den Entschluss zu akzeptieren, gebe es nicht, meint Oehmen. "Es handelt sich um ein ,heißes Eisen'", gibt er zu.

Das habe man ja auch daran gesehen, wie heftig die Reaktionen in Kapellen gegen eine solche Anlage gewesen seien. "Die Bürger sind verunsichert, wenn sie immer wieder von möglichen Gefahren solcher Anlagen hören", erklärt Oehmen. Eventuelle Gesundheitsschäden durch Strahlenbelastung - viele Menschen würden sich gegen die potenziellen Risiken der Sendeanlagen wehren. "Die Bürger haben sich eindeutig dagegen gestellt.

Da wir gesagt haben, dass wir nichts über den Kopf der Gemeinde hinweg unternehmen, haben wir die Entscheidung zu respektieren." Es sei nicht die Aufgaben eines Kirchenvorstands, sich gegen die Gemeinde zu stellen. "Was Barrenstein angeht: Das Thema ,Mobilfunkanlage' im Kirchturm' ist endgültig vom Tisch."

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