Quelle: *Newsletter des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms*
Ermittlung der Befürchtungen und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks (Umfrage 2009)
Thema
Ermittlung der Befürchtungen und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks
Beginn
01.05.2009
Ende
15.10.2009
Projektleitung
infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft
Zielsetzung
Ziel des Projektes war es, anhand einer im Jahr 2009 durchgeführten Befragung zu Mobilfunk die aktuelle Wahrnehmung des Themas „Befürchtungen und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks“ in Deutschland zu erfassen.
Es handelt sich bei diesem Forschungsvorhaben um eine Wiederholung der in den Jahren 2003 bis 2006 im Rahmen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms durchgeführten gleichartigen Umfragen. Die Ergebnisse der Umfragen 2003 bis 2006 können unter http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/risikokommunikation/risikokommunikation_abges/risiko_021.html nachgelesen werden.
Im Zentrum dieser wie auch der vorangegangenen Befragungen standen die möglichen gesundheitlichen Befürchtungen und wahrgenommenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bevölkerung im Hinblick auf hochfrequente elektromagnetische Felder (EMF) des Mobilfunks. Darüber hinaus wurden verschiedene Parameter der Handynutzung, Informationsstand, sowie Kenntnis und Anwendung von Vorsorgemaßnahmen erhoben.
Ergebnis
Es wurden zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab dem Alter von 14 Jahren mittels Telefoninterviews befragt. Aus einer Stichprobe von 16.861 Telefonnummern konnten 2502 Interviews erfolgreich durchgeführt werden.
Ein Interview dauerte ca. 22 Minuten. Den Erhebungen ging, wie bei den anderen Befragungen auch, ein Pretest zur Überprüfung der Verständlichkeit der Fragen und der Länge des Interviews voran.
Mobilfunknutzungsverhalten der Bevölkerung
Diese Umfrage ergab, dass 88 % der Bevölkerung mit einem Handy und 91 % mit einem Schnurlostelefon telefoniert. Beide Arten des Telefonierens haben signifikant gegenüber dem Jahr 2006 zugenommen. Auch die Länge der Gespräche stieg von 22 Minuten auf 28 Minuten pro Nutzungstag. Es gibt 10 % mehr männliche Handynutzer (86 %) als weibliche Nutzer (76 %). Jüngere Bevölkerungsgruppen nutzen Handys und neue Funktechnologien häufiger als ältere. Die gleichzeitige private und berufliche Nutzung eines Handys ist signifikant von 30 % im Jahr 2006 auf 34 % angestiegen.
Hinter der Nichtnutzung von Handys steht in allen Befragungsjahren nicht zwingend eine Ablehnung dieses Kommunikationsmittels, sondern nach Aussage der Befragten ein mangelnder Bedarf. Die Hälfte der Befragten weiß um den Standort einer Mobilfunk-Sendeanlage im Umkreis von bis zu 5 km um die eigene Wohnung bzw. vermutet zumindest eine solche Sendeanlage im Umkreis. Dabei ist sich jedoch nur etwa ein Drittel aller Befragten sicher, eine Mobilfunk-Sendeanlage auf den ersten Blick erkennen zu können.
Besorgtheit und Beeinträchtigung der Bevölkerung durch elektromagnetische Felder des Mobilfunks
Ohne nennenswerte Veränderung sind in den Jahren 2003 bis 2006 sowie 2009 die Anteile der Bevölkerung, die sich im Hinblick auf hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunks besorgt (etwa 30 %) oder gesundheitlich beeinträchtigt (etwa 9 %) beschreiben. Lediglich die Besorgnis gegenüber schnurlosen Telefonen nahm von durchschnittlich 15 % in den vergangenen Untersuchungsjahren auf 17 % in der Befragung von 2009 zu.
Hauptursachen von gesundheitlichen Sorgen und subjektiv wahrgenommenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Befragten in Bezug auf EMF sind Mobilfunk-Sendeanlagen, der Gebrauch von Handys und Schnurlostelefonen und auch Hochspannungsleitungen. In der Besorgtheit um ihre Kinder steht das Handy im Vordergrund. Kopfschmerzen und Schlafstörungen werden am häufigsten als gesundheitliche Beeinträchtigung angegeben. Die Besorgten befürchten Krebs, Kopfschmerzen/Migräne und Schlafstörungen als Folge von EMF.
Über Alles gesehen haben EMF jedoch keine so hohe Bedeutung wie andere mögliche gesundheitliche Gefährdungen. In der Reihenfolge der Besorgnis kommen EMF nach dem Verzehr von Fleisch unbekannter Herkunft, Gentechnik, Luftverschmutzung, Nebenwirkungen von Medikamenten, UV-Strahlung, starken Zigarettenrauchens sowie Alkoholkonsum.
Es konnte festgestellt werden, dass trotz der großen Verbreitung des Mobilfunks immer noch eine gewisse Zurückhaltung in der Bevölkerung zu spüren ist, wenn es um die Frage einer etwaigen gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den Handygebrauch oder einen Standort für eine Mobilfunk-Sendeanlage geht, und dass technische Neuerungen nicht unreflektiert, also nicht einfach unbesehen, angenommen werden.
Es wurden mögliche Einflussgrößen auf die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen wegen EMF besorgt sind oder nicht, untersucht. Besonders hoch ist hierfür die Wahrscheinlichkeit für Personen, die besser informiert sind als die breite Öffentlichkeit und/oder Skeptiker, die sich grundsätzlich aus anderen Gründen Sorgen machen und/oder Personen, die in den letzten zwölf Monaten unter Kopfschmerzen und Schlafstörungen litten.
Informationsstand der Bevölkerung hinsichtlich elektromagnetischer Felder
Die Bevölkerung setzt sich etwas stärker als in den vorangegangenen Jahren mit dem Thema elektromagnetische Felder auseinander (Anstieg von etwa 40 % auf 44 %). Die 2009 neu aufgenommene Frage zeigt, dass 33 % der Befragten weitere Informationen zum Thema besonders im Hinblick auf gesundheitliche Risiken wünschen.
40 % der Befragten ist mit dem derzeitigen Angebot zum Thema nicht so sehr oder überhaupt nicht zufrieden, da sie den Informationsgehalt als nicht ausreichend wahrnehmen.
Die Bevölkerung möchte bevorzugt über die Medien wie Fernsehen (68 %) und die Tages- und Wochenzeitungen (58 %) informiert werden. Dieses Nutzungsverhalten hat sich kaum verändert. Die Internetnutzung hat signifikant von 20 % auf 33 % zugenommen.
Die Informiertheit über den SAR-Wert eines Handys hat über die Jahre zugenommen (Minimum 27 % im Jahr 2006 und Maximum 33% im Jahr 2009). Einen starken Trend kann man beim Kauf eines Handys erkennen: während es 2003 nur 6 % waren, die sich beim Handykauf vom SAR-Wert beeinflussen ließen, waren es im Jahr 2009 18 %.
Vorsorgeverhalten
Das Thema Vorsorge ist für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung kein Thema. Wenn überhaupt, dann wird das Schlafzimmer von elektrischen Geräten frei gehalten oder das Handy ausgeschaltet.
Fazit
Die Befragungsreihe (2003 bis 2006 und 2009) zur Wahrnehmung des Mobilfunks in der Bevölkerung zeigt eine hohe Konstanz über sämtliche Befragungsinhalte hinweg. Auf die Gesamtgesellschaft bezogen weist somit das Thema Mobilfunk eine stabile Relevanz auf.
Die Daten liefern wichtige Erkenntnisse über die Bedeutung des Themas Mobilfunk in der Gesellschaft, insbesondere über zentrale Rahmenparameter der Mobilfunknutzung und –wahrnehmung in der deutschen Bevölkerung. Sie geben Aufschluss über die Rolle des Mobilfunks im Vergleich zur Wahrnehmung verschiedener anderer möglicher Gesundheitsrisiken, sowie über die Ausprägung und die Entwicklung verschiedener Parameter der Risikowahrnehmung über die Zeit hinweg. Die Ergebnisse dienen damit dem BfS als wichtige Grundlage für die Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit und weiteren Aktivitäten im Rahmen der Risikokommunikation.
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Kommentare - Diskussion
Siehe hier
http://www.hese-project.org/Forum/index.php?story_id=6831&parent=0&forum_id=4