50 Ärzte gegen Mobilfunksendemasten
Aus: Südkurier, 15.12.2001
Initiative mit mehr als 50 Medizinern - Stadt plant Empfehlungsliste für Standorte
Villingen-Schwenningen (dim) Eine
Initiative von mehr als 50 Ärzten aus Villingen-Schwenningen hat sich
gegen den "Wildwuchs" von Mobilfunkmasten formiert. Ziel ist es, dass keine
neuen Masten nahe von Wohnungen zugelassen beziehungsweise in Gebieten
mit Wohnungen bestehende Masten abgebaut werden. Vom Amt für Stadtentwicklung
wird eine Positivliste für solche Masten angestrebt. Damit sollen
geeignete Standorte ausgewiesen werden. Eine entsprechende Vorlage für
den Gemeinderat werde vorbereitet, sagte der Chef des Amtes. Alfred Ruther-Mehlis
als Leiter des Amtes für Stadtentwicklung sagte, mit einer Positivliste
werde es den Funknetzbetreibern schwerer gemacht, ihre Masten in nicht
als geeignet ausgewiesenen Stadtgebieten aufzustellen. Im Gespräch
mit dem SÜDKURIER verwies Ruther-Mehlis auf den bestehenden Kooperationsvertrag
zwischen dem deutschen Städtetag und den Netzbetreibern. Aufgrund
dessen haben sich die Betreiber verpflichtet, anzuzeigen, wo sie Mobilfunkmasten
aufstellen wollen. Sofern die Genehmigung des Hauseigentümers vorliegt,
kann der Bau eines Funkmastens - wenn die geltenden Grenzwerte eingehalten
werden - kaum verhindert werden. Im Baurecht gibt es keine Handhabe, außer
der Masten soll in einem reinen Wohngebiet aufgestellt werden.
Eberhard Haller, selbst Mitinitiator
der Ärzteinitiative und FDP-Stadtrat, will sich in diesem kommunalen
Gremium für die Interessen der Initiative stark machen. Neben ihm
gehört der Villinger Mediziner Klaus Dold zu den treibenden Kräften
der Initiative. In einem Schreiben an die jeweiligen Betreiber der drei
Mobilfunkmasten in der Villinger Innenstadt - auf dem früher Haux-Haus,
der ehemaligen Franziskaner-Markthalle und dem heutigen E-Plus-Gebäude
- fordert Dold: Die bestehenden Masten innerhalb der Innenstadt sowie in
unmittelbaren Wohngebieten sollten abgebaut werden. Beim Bau der Anlagen
sollte berücksichtigt werden, dass die Strahlenbelastung für
den Wohnbereich von Menschen gering ist. Ferner fordert Dold, dass die
Planung für neue Sendeanlagen offengelegt wird und dass diese Planung
freiwillig in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung abgestimmt wird. Ferner
ersucht Dold in seinem Schreiben die Betreiber, einen einvernehmlichen,
kooperativen Weg für den weiteren Ausbau dieser Technologie mit den
Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Über Unterschriften-Listen
können Interessierte das Anliegen von Klaus Dold und seinen Ärzte-Kollegen
unterstützen (siehe blauer Kasten).
Das Nutzen eines Handys sei eine
freiwillige Entscheidung - mögliche Gefahren müsse jeder Einzelne,
wie beim Rauchen, selber tragen. Doch die Nachbarschaft zu einem Mobilfunkmasten
sei letztlich keine freiwillige Entscheidung.
Von E-Plus wurde anlässlich
der Installierung des Funkmastens in der Niederen Straße in Villingen
darauf hingewiesen, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Anhaltspunkte
dafür gebe, dass die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt werde,
sofern die Grenzwerte eingehalten werden. Ferner unterstreicht das Unternehmen,
dass sowohl die nationalen wie die internationalen Grenzwerte um eine Vielfaches
unterschritten würden. Dold hält dieser Argumentation entgegen,
dass sich die Funknetz-Betreiber stets auf Kurzzeitstudien berufen würden.
Eine Langzeitstudie, die die Unschädlichkeit der gepulsten Felder
belege, sei nicht nachgewiesen. Wissenschaftlich keinesfalls strittig seien
nach Dolds Angaben die so genannten thermischen Effekte: Durch hochfrequente
Felder, wie sie auch im Mobilfunk als Trägerwellen verwendet werden,
wird biologisches Gewebe erwärmt - wie sich das langfristig auswirke
sei nicht klar. Nach Ansicht von Dold müsse dem vorbeugenden Gesundheitsschutz
beim Bau von Mobilfunk-Masten ein größerer Stellenwert eingeräumt
werden.